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Der Traum vom Weltmeistertitel: Was die Software-Entwicklung von Jogi Löw lernen kann – Teil 1

Alexander Keller
Alexander Keller
29. April 2016

Seit ich mich 2007 dazu entschloss, Medieninformatik zu studieren, begleitet mich das Thema Software Engineering täglich. Doch noch etwas nimmt einen großen Platz in meinem Leben ein und viel Zeit und Leidenschaft fließt in diese Tätigkeit. Der Sport – als Ausgleich neben dem bewegungsarmen Bürojob. Seit ich laufen kann, fasziniert mich ein Ball mit einem Umfang von 68,5 cm. Fußball wurde mir anscheinend durch meinen Vater in die Wiege gelegt. Doch was hat die in Deutschland am weitesten verbreitete Sportart mit meinem Job als Software Engineer zu tun? In diesem Blogartikel werde ich der Frage auf den Grund gehen und mögliche Gemeinsamkeiten genauer unter die Lupe nehmen. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen um ein erstes Verständnis für das Thema zu erlangen. Im zweiten Teil führe ich die Gedanken weiter und gehe spezifischer auf Methoden ein, durch die wir bei Centigrade einen Mehrwert feststellen konnten.

Aktuelle Nummer Eins der Welt

2014, was für ein Jahr. Die deutsche Fußballnationalmannschaft wird in Brasilien zum 4. Mal Weltmeister und das ganze Land fieberte und feierte mit. Eine Welle der Euphorie schwappte durch große Teile Deutschlands. Doch wie konnte unsere Fußball-Nationalmannschaft nach über 20 Jahren wieder die Nummer Eins der Welt in dieser Disziplin werden?

Die Grundlage

Meiner Meinung nach begann alles mit der EM 2004. Ein 0:0 Unentschieden gegen die Fußballriesen aus Lettland. Vorrundenaus! Der deutsche Fußball hing weit hinter der Weltspitze. Was war passiert? Wir waren doch mal absolute Weltspitze. Leider waren die Spieler von damals nicht mehr aktiv und andere Länder hatten uns überholt. Was tun? Wir wollten doch wieder große Erfolge feiern. Der DFB machte sich Gedanken. Ein Umbruch begann. Ein zentraler Punkt war die Nachwuchsarbeit. Ein Talentförderprogramm wurde ins Leben gerufen.

„Perspektivziel: ein größeres Potenzial an zukünftigen Spitzenspielerinnen und Spitzenspielern für die DFB-Teams, aber auch für alle Vereine im Lizenz- und höherklassigen Amateurfußball“ (Quelle: DFB)

A instructor shows childraen how to play.

Durch gut ausgebildete Trainer und eine starke Präsenz in den Vereinen konnten die Ziele des DFB dem Nachwuchs vermittelt werden. Weltklassespieler wie Jérôme Boateng oder Mario Götze sind das Ergebnis dieser Arbeit.

Wagen wir den Vergleich mit der Software Entwicklung. Ich erinnere mich an meine Schulzeit zurück. Talentförderung für technikbegeisterte Kinder? Computerspiele waren bei Lehrern verpönt und Spaß an Technik entstand nur schwer. Stattdessen wurden streng nach Lehrplan die Themen durchgearbeitet. Motivation und Begeisterung durch praktische Arbeiten waren in meiner Schulzeit jedenfalls Mangelware. Umso mehr freut mich, dass es immer mehr Vorstöße gibt, technische Kenntnisse auf spielerische und zwanglose Weise zu vermitteln.

Dazu gehört unter anderem die Initiative der Wissenswerkstatt Saarbrücken, welche von uns und weiteren Unternehmen, gewissermaßen als Maßnahme der regionalen Nachwuchsförderung, unterstützt wird. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen im Bereich Naturwissenschaft und Technik praxisnahe Lernmöglichkeiten zu eröffnen. Die Wissenswerkstatt organisiert dafür Lehrveranstaltungen, bei denen die jungen Besucher vor allem eines können: Technik selbst ausprobieren, gestalten und so einen positiven Zugang zu dem Thema finden.

Ein weiteres, besonders positives Beispiel kommt von Dr. Rainer Stetter, Geschäftsführer unseres Partners ITQ.

„Unsere Gesellschaft hat die Aufgabe, Wissen so aufzubereiten, dass die Jugend Wissen im Allgemeinen und insbesondere technisches Wissen besser aufnimmt. Deshalb heißt die Stiftung „Technik macht Spaß“, denn letztendlich wollen wir alle, insbesondere junge Menschen, Spaß haben.“ – Dr. Rainer Stetter, Vorstand

Wenn wir also im IT-Bereich den Anschluss nicht verlieren wollen, sollten wir schleunigst schauen, dass weiterhin motivierter Nachwuchs in das Themenfeld hinein findet. Dieses Jahr hatte ich hierzu das erste Mal die Gelegenheit, ein Schülerpraktikum bei Centigrade zu betreuen. Ich war begeistert, mit welcher Leidenschaft unser Praktikant sich dem Thema „Steigerung der Software-Qualität durch automatisierte Unit Tests“ annahm und hervorragende Ergebnisse erzielte. Natürlich mussten wir als Unternehmen Zeit für die Betreuung investieren. Doch als Ergebnis hatten wir komplett automatisiert getesteten Code für unsere internen Tools und noch wichtiger, einen motivierten Nachwuchs Engineer, der nun über ein entsprechendes Studium der Informatik nachdenkt. Für mich eine sehr schöne Analogie zwischen Erkenntnissen aus dem Umfeld des Profi-Fußballs und dem Software Engineering.

Der Rulebreaker

Gehen wir nochmal in der Geschichte der Fußball Nationalmannschaft zurück. 2006, ein Sommermärchen. Deutschland präsentiert sich der Welt. Die Spieler stehen unter einem enormen Druck, das ist klar. Denn die Fans wollen sie den Pokal hochheben sehen. Die restliche Fußballwelt schaut besonders auf die Gastgeber-Mannschaft. Ein Mann stellte sich der Herausforderung: Jürgen Klinsmann. Ich denke, er ist der erste „Rulebreaker“ im DFB Team. Er lebt gar nicht mehr in Deutschland, die USA sind seine Wahlheimat geworden. „Wie soll das klappen?“ fragen sich einige vorab.

Klinsmann geht andere Wege. Er krempelt vieles um und bricht Regeln. Nicht einfach so. Er hat einen Plan und diesen verfolgt er mit 100 % Leidenschaft. Er glaubt an seine Ideen und setzt alles daran, diese zu verwirklichen. Alleine? Es wäre vermessen, so etwas zu versuchen. Denn dafür ist das Projekt zu groß. Die Anforderungen an den Trainer und die Spieler sind zu komplex. Der mediale Druck, sportliche Aspekte, die Gesundheit, all das muss zu 100 % passen, damit ein erfolgreiches Turnier gespielt werden kann. Er braucht also Mitstreiter. Menschen, die ihn unterstützen. Er braucht ein Team.

Doch was bedeutet ein Team in diesem Zusammenhang? Wer nie eine Mannschaftssportart betrieben hat wird sich denken, er bräuchte eben 11 Spieler, die gut Fußball spielen können. Aber aus meiner Erfahrung heraus ist weit mehr notwendig.

Klinsmann brach eine uralte Regel und stellte ein größeres Trainerteam zusammen. Psychologen, Fitnesscoachs, Sportmanager, um nur einige zu nennen. Er war einer der ersten Fußballtrainer, der einen Psychologen in seine Arbeit einbezog. Wie sollten die Spieler eine Spitzenleistung abrufen, wenn der psychische Druck sie eindeutig blockierte? Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann half Klinsmann dabei, die Spieler zu Spitzenleistungen zu bringen. Dieser brach also eine alte Regel und konnte somit ein traditionelles Trainer-Team mit Experten verschiedener Fachrichtungen erweitern und dadurch verbessern. An dieser Stelle kann ich sehr das Buch „Make them Go“ von Prof. Hermann empfehlen, welches mir sehr viel Inspiration für diesen Artikel gab.

Fachliche Experten

Dieses Vorgehen kommt mir bekannt vor. Wir hier bei Centigrade haben nicht nur den Software Engineer. Nein, wir haben aufgrund der gestiegenen Anforderungen an Software und der Komplexität der Projekte ein Team aus Experten verschiedener Fachrichtungen.

Die sichere Abwehr, die solide und analytisch ihre Aufgabe erledigt. Bei uns die Software Architekten. Einer der wichtigsten Bausteine in einem Softwareprojekt. Beim Management wird aber oft nicht verstanden, warum so viel Zeit in diese Arbeit fließen sollte: „Wir wollen doch Features sehen.“

Das Mittelfeld, welches dominant und solide aufspielen soll. Keine großen Kunststücke. Einfache Pässe in die Spitze und Ballgewinn. Bei uns die Interaction Designer. Nicht zu komplex werden, aber trotzdem begeistern.

Der moderne Stürmer. Kreativ, trickreich sollte er sein und die Massen begeistern. Der umjubelte Star vor den Zuschauern. Bei uns die Visual Designer. Kreativ in ihrer Arbeit setzen sie ästhetische User Interfaces um und begeistern so nicht selten auch beim Management mit ersten Designs und machen Visionen fassbarer.

Der verlängerte Arm des Trainers, der Kapitän, darf natürlich auch nicht fehlen. Jemand der Verantwortung übernimmt. Die Rolle des UX Managers spiegelt diese Aufgabe bei Centigrade gut wieder.

Und zu guter Letzt braucht es einen Trainer, der eine Vision hat. Bei uns die Geschäftsführung. Neue Wege gehen und alte hart verkrustete Strukturen lösen, um ein Ziel zu erreichen. Deshalb stammt das für mich wichtigste Zitat in Bezug auf Software Projekte von keinem geringeren als dem Weltmeister-Trainer Jogi Löw:

„Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin“.

Um diesem Leitsatz gerecht zu werden brauchen wir unterschiedliche Aufgaben. Durch greifbare Visionen (Screen Mocks, Prototypen etc.) wecken wir die Begeisterung. Unser qualitätsbewusstes Arbeiten über den gesamten Projektzeitraum lässt Visionen aber auch in einer konkreten Software enden.

Wenn wir beim Kunden aufschlagen und unsere verschiedenen Fachrichtungen vorstellen, sehe ich Centigrade als Firma oft in der Rolle eines Rulebreakers. Viele sind anfangs geschockt, warum auf einmal so viele Personen notwendig sind. Früher hat das doch auch ein Entwickler alleine gemacht. Hier ein Praxisbeispiel:

In Practice – one team.

Wie Sie sehen, hat auch die moderne Software-Entwicklung die Zeichen der Zeit erkannt. Eine Disziplin alleine wird es schwer haben, eine erfolgreiche Software zu entwickeln. Interdisziplinäre Teams aus Experten müssen gemeinsam als Gruppe funktionieren. Mit Erfolg arbeiten wir in verschiedenen Projekten in einer solchen Konstellation zusammen.

Ende Teil 1

In der zweiten Halbzeit (im Mai)  wird es mehr darüber zu lesen geben, welche Methoden wir für geeignet halten, ein starkes Team aufzustellen.

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